Commerzbank Rohstoffradar April 2022
Knappes Angebot sorgt für höheren Ölpreis
Die Ölpreise stiegen zu Beginn des Jahres deutlich. Dieser Trend beschleunigte sich nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine Ende Februar. Die Ölsorte Brent erreichte im Zuge dessen Anfang März mit knapp 140 USD je Barrel fast den Rekordpreis vom Sommer 2008, Gasöl wenige Tage später die Rekordhöhe von 1.665 USD je Tonne. Der Westen hat auf die russische Invasion mit umfangreichen Sanktionen reagiert. Aus diesem Grund sind große Teile des russischen Ölangebots unverkäuflich geworden, was die zuvor schon bestehenden Sorgen um eine Angebotsknappheit weiter verstärkte. Allerdings hat sich der Markt in den letzten Wochen wieder beruhigt und die Preise haben einen Großteil ihrer Gewinne wieder abgegeben.
Bereits vor der militärischen Eskalation im Russland-Ukraine-Konflikt war der Ölmarkt angespannt. Die weltweiten Lagerbestände lagen im Februar nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) 714 Mio. Barrel unter dem Niveau von Ende 2020. Ein Grund dafür: Die Nachfrage war stärker als erwartet. Anders als zunächst befürchtet, hat die Omikron-Welle die Nachfrage trotz sehr hoher Infektionszahlen nicht ausgebremst. Gleichzeitig schafft es die OPEC+ schon seit Monaten nicht, die vereinbarten Produktionserhöhungen vollständig umzusetzen. Im März lag die Ölproduktion der OPEC+ 1,5 Mio. Barrel pro Tag unter dem vorgesehenen Niveau. Der Ölmarkt war daher zu Jahresbeginn entgegen vorheriger Prognosen nicht überversorgt, sondern auf Basis der IEA-Zahlen in etwa ausgeglichen.
Brentölpreis in USD je Barrel

Aufgrund der Sanktionen dürfte die Ölproduktion in Russland in den kommenden Monaten deutlich fallen. Die IEA rechnet mit einem Rückgang um 3 Mio. Barrel pro Tag ab Mai. Die Diskrepanz zwischen vereinbarter und tatsächlicher Produktionsmenge der OPEC+ könnte daher in den kommenden Monaten noch deutlich größer werden, sofern Saudi-Arabien und andere Länder mit freien Förderkapazitäten ihre Produktion nicht stärker ausweiten. Der deutliche Rückgang der russischen Ölproduktion dürfte laut IEA dennoch nicht zu einem Angebotsdefizit im zweiten Quartal führen, da auch die Ölnachfrage als Folge des Krieges in der Ukraine und des Corona-Lockdowns in China deutlich schwächer ausfällt. Erst im zweiten Halbjahr dürfte der Ölmarkt leicht unterversorgt sein. Die Mitgliedsländer der IEA haben zudem eine bislang beispiellose Freigabe von 240 Mio. Barrel aus den strategischen Ölreserven angekündigt, wodurch eine Unterversorgung in den kommenden Monaten verhindert werden dürfte.
Die Lagerbestände von Mitteldestillaten lagen im Februar gut 80 Mio. Barrel unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt. Rund 50 Mio. Barrel davon entfallen auf Europa. Die Gasölvorräte in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) sind aktuell so niedrig wie zuletzt 2014.Der Dieselmarkt in Europa ist also bereits sehr angespannt. Hinzu kommt, dass Russland nicht nur ein großer Exporteur von Rohöl, sondern auch von Diesel ist. Dies gilt insbesondere für den europäischen Markt, der bis zu 80 Prozent seiner Diesel-Nettoimporte aus Russland bezieht.
Der Preis für Brent dürfte bis zur Jahresmitte oberhalb von 100 USD je Barrel notieren und danach auf 90 USD zurückfallen. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass sich die Angebotslage im Jahresverlauf wegen der Freigabe der Ölreserven entspannt und es zu keinem Ölembargo der EU gegen Russland kommt. Der Dieselpreis dürfte dann im Einklang mit Brent bis zum Jahresende auf 780 USD je Tonne fallen.
Quelle: Commerzbank Research 29.04.2022
Jahreshöchst- und tiefstpreise im Überblick
in EUR je Einheit | in EUR je Einheit | ||||
Edelmetalle | Agrarrohstoffe | ||||
Gold je Feinunze |
Höchst Tiefst |
1.874,04 1.448,84 |
Baumwolle je Pfund |
Höchst Tiefst |
1,26 0,66 |
Palladium je Feinunze |
Höchst Tiefst |
2.898,54 1.422,35 |
Kaffee je Pfund |
Höchst Tiefst |
2,26 1,03 |
Platin je Feinunze |
Höchst Tiefst |
1.057,57 780,06 |
Kakao je Tonne |
Höchst Tiefst |
2.205,52 1.854,74 |
Silber je Feinunze |
Höchst Tiefst |
24,13 18,56 |
Mais je Tonne |
Höchst Tiefst |
379,00 211,50 |
Weizen je Tonne |
Höchst Tiefst |
396,50 198,25 |
|||
Zucker je Pfund |
Höchst Tiefst |
0,18 0,12 |
|||
Industriemetalle | Energie | ||||
Aluminium je Tonne |
Höchst Tiefst |
3.548,87 1.871,23 |
Diesel je Tonne |
Höchst Tiefst |
1312,38 419,51 |
Blei je Tonne |
Höchst Tiefst |
2.249,43 1.640,11 |
EUA je Tonne |
Höchst Tiefst |
96,93 42,81 |
Eisenerz je Tonne |
Höchst Tiefst |
188,41 75,85 |
Erdöl Brent je Barrel |
Höchst Tiefst |
116,95 52,60 |
Kupfer je Tonne |
Höchst Tiefst |
9.794,98 7.438,95 |
Gasöl je Tonne |
Höchst Tiefst |
1385,35 415,33 |
Nickel je Tonne |
Höchst Tiefst |
44.322,76 13.291,15 |
Kerosin je Tonne |
Höchst Tiefst |
1312,84 435,37 |
Zink je Tonne |
Höchst Tiefst |
3.819,26 2.294,77 |
Kohle je Tonne |
Höchst Tiefst |
401,17 56,37 |
Zinn je Tonne |
Höchst Tiefst |
44.654,12 22.660,32 |
Strom je MWh |
Höchst Tiefst |
418,93 47,76 |
Quelle: Bloomberg, Periode: 01.04.2021 - 31.03.2022
Aus Sicht deutscher Unternehmen notieren die aufgeführten Rohstoffe in der Regel in Fremdwährung. Neben Rohstoffpreisrisiken sind somit zusätzlich Währungsrisiken zu berücksichtigen.